Die Methode
Aufstellungen mit Stellvertretern
Bei den Aufstellungs-Seminaren werden aus der Gruppe StellvertreterInnen ausgewählt, die für die am Konflikt beteiligten Personen/Gefühle/Symptome stehen. Das können Vater und/oder Mutter sein, Geschwister, Partner und Ex, eigene Kinder, Personen aus der Ahnenreihe oder andere wichtige Menschen. Manchmal spielt das Herkunftsland eines Familienzweigs eine Rolle, manchmal brauchen wir Stellvertreter für ein Erbe oder einen Familienbetrieb, manchmal für Gefühle wie Trauer oder Zorn.
Für Innere Teile-Aufstellungen suchen wir Stellvertreter für die streitenden, verlorenen, übernommenen oder dominanten Anteile, um ihnen ihren Platz zu geben. Wir suchen jemanden für unser Ober-Ich/Gesundes Selbst/Regisseurin, wie immer man es nennt, aus. Oft spielt auch das Innere Kind eine Rolle.
In Körper-Aufstellungen sind es Symptome, Organe, Krankheiten und heilende Kräfte, die als Stellvertreter in Erscheinung treten.
Die Möglichkeiten, lebende und verstorbene Angehörige, Innere Anteile, berufliche Situationen und Paarkonflikte neu zu bewerten, sind so vielfältig wie wir Menschen und unsere Anliegen.
Und doch gibt es typische Konflikte und Probleme, die uns alle berühren. Wohl auch deshalb lassen Aufstellungen niemanden unberührt. Was zunächst wie ein inszeniertes Theaterstück wirkt, entpuppt sich schnell als ein Sprung mitten hinein ins Leben eines Menschen.
Mit fremden Zungen reden?
Wer bisher nur von Aufstellungen gehört hat, vermag sich kaum vorzustellen, wie das funktionieren soll. Man stellt wildfremde Menschen als Stellvertreter für Vater, Mutter, Ex oder den eigenen Zorn auf? Und die sprechen wie mit fremden Zungen? Und erstaunlicherweise stimmen die Aussagen mit den eigenen Erinnerungen, Gefühlen und Wahrnehmungen überein? Wie können Menschen Hintergründe von privaten und beruflichen Konflikten aufdecken, von deren Existenz sie bis vor wenigen Minuten noch nie gehört haben?
Erlebt man dann zum ersten Mal was das Instrument Aufstellung bewirkt, fiebern, leiden und hoffen wir gebannt und atemlos mit. Denn obwohl jeder Mensch, jede Familie, jedes Problem einzigartig ist, was uns berührt, traurig macht oder in einen Freudentaumel versetzt, ist bei uns allen ähnlich.
Wohl auch deshalb wachsen die TeilnehmerInnen schnell zu einer harmonischen, wohlwollenden Gemeinschaft zusammen, in der man sich vertrauensvoll öffnen kann.
Lebendige Seelenbilder
Miteinander und füreinander neue, kraftvolle Seelenbilder zu finden, ist ein spannender Prozess. Denn anders als flüchtige Worte nähren erlebte Situationen langfristig. Sie sind erfüllt von starken Gefühlen und eindrucksvollen Bildern, die sich einprägen. Tief und richtungsweisend.
Miteinander wachsen
Der schönste Nebeneffekt der Aufstellungsarbeit ist das, was ich das Musketier Prinzip nenne. Einer für alle, alle für einen.
An den Aufstellungstagen wird deutlich, wie bereichernd das für jeden Einzelnen ist. In einer Welt, der wir unsere goldenen Seiten zeigen (müssen), und Schmerz und Hilflosigkeit scheinbar verpönt sind, heilt schon das miteinander teilen unserer Probleme. Sich von wohlwollenden und unterstützenden Menschen verstanden und getragen fühlen, dafür steht unser Neudorf 3.
Spiel dich frei! Es lohnt sich
Ob man als Zuschauer in der Runde sitzt, als Stellvertreter*in für Personen/Gefühle/Symptome in der Aufstellung steht oder mit einer eigenen Aufstellung nach Verstehen und Lösungen sucht, Aufstellungen ziehen einen unwiderstehlich in ihren Bann.
Sie machen uns verständnisvoller, weil wir als Stellvertreter die Innenperspektive und Beweggründe ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten erleben. Wir verstehen immer mehr, was Menschen belastet und bewegt, was sie lähmt und handeln lässt.
Leg Schweres ab wie einen Mantel – nimm die Fülle mit
Stellvertreter Rollen legt man nach einer Aufstellung wie einen Mantel ab und geht als Ich-Selbst in die Pause. Aber manchmal schenkt eine Rolle uns etwas, das fortan das eigene Leben bereichert. Zu erleben, wie sich pralle Lebensfreude, entschlossene Zielstrebigkeit oder Gottvertrauen anfühlt, ist ein wundervolles Geschenk, das über Jahre trägt.
Und gleich zwei Mal verteilt wird: An die oder den, der es als Stellvertreter erlebt. Und an denjenigen, zu dem es gehört. Wo sonst kann man seiner größten Ressource in die Augen schauen und sie innig und leibhaftig umarmen.